Die Markteinführung
Mit der Vorstellung des R16 endete bei Renault der dritte Versuch, in der automobilen Mittelklasse zu landen, endlich erfolgreich. Dem ersten „großen“ Wagen, der „Fregate“, waren nur wenige Jahre vergönnt, bis sie als erfolglos eingestellt wurde. Der zweite Versuch, das „Projekt 114“ , 1961 mit Frontmotor (4 und 6 Zylinder) und Heckantrieb auf den Weg gebracht, scheiterte an zu hohen Entwicklungskosten. So war der dritte Anlauf zum Erfolg verdammt. Zumal die Konkurrenz im In- und Ausland mittlerweile vergleichbare Modelle herausgebracht hatte. Dass Renault mit seinem eigenen Mittelklasse-Modell sich von den Mitbewerbern durch Innovation und Raffinesse absetzen wollte und musste, verstand sich von selbst.
So erblickte also im Januar 1965 der Renault 16 das Licht der automobilen Welt und war sofort in aller Automobil-Journalisten Munde. Renault selbst hatte sich alle Mühe gemacht, dem Auto einen unvergleichlichen Empfang zu bereiten. Nachdem am 4. Januar die internationale Presse an die Cote D’Azur eingeladen worden war, erfolgte die Vorstellung in Deutschland am 21. Januar. Die Deutsche Renault AG hatte dazu eine ausführliche Presseinformation vorbereitet, in der sie die „Notwendigkeit“ des R16 in allen Einzelheiten beschrieb. In unserem heutigen Medienzeitalter, in dem wir auf Schritt und Tritt von der Werbung verfolgt werden, liest sich dieser Text wie eine nüchterne Beschreibung eines technischen Vorganges und veranlasst nicht selten zum Schmunzeln. Lesen Sie selbst unter der Überschrift
Warum „Renault 16“ ?
Es gilt heute als eine Binsenwahrheit, dass man einen modernen Großserienwagen, der viele Jahre erfolgreich sein soll, erst dann in seiner Grundkonzeption festlegt, wenn man den Markt genau untersucht hat. Bevölkerungspolitische, wirtschaftliche, soziale psychologische und andere Faktoren spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle.
Diese Untersuchungen, die die Renault-Werke durchführten, ergaben folgende wichtige Punkte: Man erhielt die Gewißheit, daß man – zumindest in den westeuropäischen Ländern – damit rechnen kann, daß die Zahl der Familien mit mehr als zwei Kindern ansteigen wird.
Man muß also damit rechnen, daß die Nachfrage nach Fahrzeugen zunimmt, die mindestens 5 Plätze haben, wobei auch die Plätze für die hinteren Fahrgäste vollwertige Sitzplätze sein müssen. Denn die Ansprüche, die die hinteren Fahrgäste an ihren Platz stellen, wachsen ständig. Meist sind es Kinder, die ja immer größer werden.
In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren sozialen Aufstieg zu rechnen. Unmittelbar im Zusammenhang damit steht eine ansteigende und zeitweise Stadtflucht: die Ferien werden häufiger und die Ferienziele liegen weiter entfernt. Auch die Zahl der zweiten Wohnsitze wird steigen.
Daraus ergibt sich, daß das Kraftfahrzeug immer unentbehrlicher wird, aber es muß:
- im Familien-Budget untergebracht werden können; einem Budget, in dem auch die ständig ansteigenden Kosten für andere Ansprüche berücksichtigt werden müssen, so daß sich der Budget-Anteil für das Kraftfahrzeug zwangsläufig verringert.
- den verschiedenen Verwendungszwecken angepasst sein: es muß ein wendiger Stadtwagen, ein bequemer und schneller Reisewagen und – ein Transportwagen sein, denn die umfangreiche Camping-Ausrüstung muß Platz haben, auch kleine Möbel müssen ab und zu transportiert werden.
[...] Die Sicherheit muß heute im Mittelpunkt aller Gedankengänge stehen. Die Ingenieure der Renault-Werke sind nach eingehendem Studium des Problems „Sicherheit“ zu der Feststellung gekommen, daß man mit allen Mitteln nicht nur die Folgen der Unfälle mildern, sondern auch die Zahl der Unfälle selbst verringern muß, soweit man das mit konstruktiven Mitteln erreichen kann. Dabei darf man nicht vergessen, daß es Menschen sind, die hinter dem Lenkrad sitzen. Man muß deshalb alles ausschalten, was zu körperlicher, nervöser oder psychologischer Ermüdung, zu Anspannung, zu Nervosität, zu Angst führen könnte. Kurz: man muß den Komfort verbessern.
[..] Der „Renault 16“ ist eine Limousine mit 5 – 6 Plätzen. Mi neuen Mitteln hat man hohen Komfort, Handlichkeit und Fahrsicherheit erreicht. Eine originelle Konstruktion der Innenausstattung ermöglicht eine Serie von verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Sitze und Rückenlehnen, die einmalig ist. Das Reserverad befindet sich unter der Motorhaube, dadurch kann der Gepäckraum voll ausgenutzt werden.
Der hohe Komfort wurde erreicht durch Federung mit großem Federweg, durch Sitze von außergewöhnlicher Qualität und durch eine neuartige Klima-Anlage.
Soweit Auszüge aus der deutschen Presseinformation im Jahre 1965. Dem Fan und Spezialisten ist natürlich die Technik und alle anderen Spezialitäten des R16 bestens bekannt, so dass ich darauf hier nicht weiter eingehen muss. Wer spezielle Fragen hat und Literatur-Hinweise benötigt, dem kann natürlich geholfen werden. Unser Archiv umfasst mittlerweile eine große Anzahl von Büchern und Einzelbeiträgen rund um den R16, die wir bei Bedarf allen Interessierten gerne zur Verfügung stellen.